Er betont mehrmals, wie effizient die Tiere sind: Als Wechselblüter müssen sie sich zu gewissen Tageszeiten am Ufer aufwärmen, und wenn es zu heiss wird, brauchen sie Abkühlung im Fluss. Dort sind sie perfekt getarnt mit ihrer Farbe in den grünbraunen Fluten. Sie warten auf Beute und wenn etwas nahe genug kommt, schnappen sie zu mit ihren unerbittlichen Kiefern. Jedes Krokodil hat sein Revier, die besten Plätze gehören den grössten Männchen. Wir sehen auch ein armlanges Jungtier beim Schwimmen. Bis sie eine gewisse Grösse erreichen, ist ihre Überlebenschance noch nicht sehr gross, für zu viele Feinde ist ein Jungkrokodil ein gesuchter Frass.
In einem anderen Fluss im Daintree sehen wir ein grosses Krokodil in der Nähe einer Brücke. Manche Leute möchten offenbar, dass man es entfernt, zu nahe ist es bei der Strasse, obwohl hier niemand schwimmt oder Kanu fährt. Es stört niemanden, ich hoffe, es darf an seinem Platz bleiben.
Die Aborigines haben die Krokodile nicht gejagt. Mit ihren Speeren war es schwer, den Schuppen-panzer der Tiere zu durchdringen. Und es hiess, dass ein attackiertes Krokodil, wenn es nicht erlegt wird, sich den Geruch des Jägers merkt und ihn holt in einer der kommenden Nächte...
Auch heute sind Krokodilgeschichten noch sehr beliebt. Die Fahrer im Daintree Rainforest erzählen sie gerne unterwegs. Weil ich eine Nacht auf Cape Tribulation blieb, hatte ich zwei verschiedene Fahrer, und so hörte ich die eine Geschichte in zwei Varianten. Ein junger Tourist sieht auf einem der Flüsse ein Krokodil. Um ein spektakuläres Bild zu schiessen, watet er durch das seichte Wasser und nähert sich. Noch immer ist ihm das Tier zu zahm, und er reizt es mit einem Stock. Es beisst zu, glücklicherweise ins Bein, und spuater, im Spital, braucht er siebzig Stiche, um seine Wunde zu nähen. Sein spektakuläres Bild hat er, aber es zeigt ihn, nicht das Krokodil, und erscheint am nächsten Tag in den Zeitungen von Nord-Queensland. Die zweite Variante ist mehr aus der Krokodilperspektive: Sie beginnt gleich. Was mit dem Tourist geschieht, interessiert hier nicht. Hingegen das Krokodil: weil es einen Menschen angriff, muss man es erschiessen, das arme Tier. Ein paar Monate später hat ein doppelt so grosses Krokodil das leergewordene Revier übernommen.
Die Mangroven am Ufer
Blick zurück auf die Mündung des Daintree Rivers