Von Cairns aus habe ich einen Tagesausflug ins Great Barrier Reef gebucht. Dort habe ich zum erstenmal geschnorchelt. Das Boot fährt etwa vierzig Kilometer hinaus und stoppt dann mitten in der grossen blauen Fläche. Vom Festland sehe ich man hier draussen nicht mehr viel, dafür ist gut ersichtlich, wo das Riff aufhört. Der "surf", die Gischt der Pazifikwellen, zeichnet einen langen Strich ins Blau.
Ich bekomme eine Wetsuit (die grösste verfügbare Grösse, und noch so fühle ich mich wie eine Presswurst in ihrer Pelle), Flossen (zuerst muss ich mich daran gewöhnen, mit ihnen zu schwimmen) und eine Maske mit Schnorchel. Wir werden vom Boot ins Wasser gelassen und man hat uns gesagt, in welcher Region wir schwimmen sollen. (Das Wichtige ist ja, dass am Schluss alle wieder auf dem Boot sind. Es gab ja diesen schrecklichen Film, "Open Water", nach einer wahren Geschichte, wo ein Paar nach einem Tauchgang vergessen ging.)
Mit der Tauchmaske kann ich die Unterwasser-Landschaft beobachten und sehe, dass es hier zum Teil ganz seicht ist. Das Schwimmen inmitten der Korallen-Landschaften hat etwas Unwirkliches, Traumhaftes: Neben den vertrauten Korallen-Formen sehen sie zum Teil aus wie Hirschgeweihe, weiter bewundere ich Seeanemonen und Schwämme (einer heisst Hirnschwamm und sieht auch so aus) und Scharen von Fischen: Zebrafische und Zitronenfische, Fische in allen Farben, geisterhafte, halbtransparente Fische, die koffergrossen Maori-wrassen mit ihren hervorquellenden Augen (sie heissen so, weil ihr Kopf und ein Teil ihres Körpers gemustert ist wie eine Maori-Tätowierung). Angst haben sie keine, sie schauen schon, dass ich beim Schwimmen nicht mit ihnen kollidiere.
Im "outer reef" ist das Schnorcheln nicht ganz ohne, es wellt ein bisschen und die Strömungen sind unberechenbar, und ab und zu werde ich auf seichte Stellen getrieben. Ich möchte ja nicht auf die Korallen stehen (die Flossen beschädigen das Riff) und zum Teil sollte man sie ja nicht berühren, es gibt offenbar auch Feuerkorallen: sie brennen wie Nesseln.
Nach dem zweiten Schnorchelgang von gut einer Stunde bin ich erschöpft.
Später, vom Katamaran aus in den Whitsundays Islands, schnorcheln wir wieder. Jede Stelle ist anders, an einem Ort hat es besonders viele Schmetterlingsfische, in einer anderen Bucht sollten sich die Clownfische, die Nemos, zeigen. Aber sie verstecken sich heute, auch für die Taucher, die mit ihren Sauerstoff-flaschen in grössere Tiefen absinken können. Hier ist das Schnorcheln einfacher als im Outer Reef, die Inseln schützen vor dem Wind und den Wellen und auch die Strömungen sind hier viel schwächer. Die Ausrüstung, das merke ich nun, ist auch nicht immer gleich gut. Mit einem geschlossenen Schnorchel und mit einer gut sitzenden Tauchmaske schlucke ich nicht mehr so viel Wasser, und in der warmen Flut könnte ich stundenlang weiterschwimmen und neue Unterwasser-Landschaften entdecken.
Ich glaube, ich habe auch den "crown of thorns starfish" gesehen, also wie ein Seestern sieht er nicht aus, und seine Stacheln ähneln eher Kerzen auf einem Weihnachtsbaum. Er gilt ja als Bedrohung, weil er das Riff kahlfrisst, aber offenbar gehört er auch zum Oekosystem in einem Korallenriff. Auch wenn es nachher für die Beobachter nicht mehr attraktiv aussieht, ist es nicht tot, und mit der Zeit verschwinden die Spuren wieder (am ersten vergleichbar mit den Jahren nach einem Waldbrand). Ein Problem ist er nur, wenn er zu zahlreich auftritt an gewissen Stellen des Riffes.
Am letzten Tag sehe ich eine Wasser-Schildkröte, an den anderen Stellen, wo sie zu beobachten sind, habe ich sie verpasst (ich war nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort). Ich schwimme die längste Zeit mit ihr, es ist wunderschön, ihr zuzusehen, wie sie im Wasser halb fliegt, halb schwebt.
Coole Blog. Has vor Marianne. Liebi Grüess vor "aute Sabine"
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