Ich muss gestehen, ich habe die letzten Vorbereitungen vor meiner Rückkehr unterschätzt. Wohnung putzen, Überflüssiges entsorgen, packen, ohne die erlaubten 30 Kilo Gepäck zu überschreiten – die zwei letzten Tage in Sydney (nach den drei Wochen Tasmanien / Victoria) waren im Nu vorbei.
Und dann war ich, nach einem sehr langen Flug, wieder zurück in der Schweiz.
Auch hier ist mein Tagesprogramm dicht gedrängt: Familie, Freunde, Kolleginnen und Kollegen begrüssen, wieder einsteigen in der Schule, auspacken (im Moment sehen gewisse Teile meiner Wohnung noch immer aus wie nach einer Züglete) und und und...
Vielleicht hat die Anekdote doch recht und es braucht eine Weile, bis meine Seele ganz nachgekommen ist.
Noch warten die Bilder meiner letzten Reise noch darauf, geordnet zu werden (noch mehr Kängurus und Wallabies, Koalas, Wombats, Wasserfälle, Berge und Traumstrände).
Vielleicht schreibe ich im Februar / März noch ein paar Nachträge in meinem Blog, Eindrücke von der vierten Reise, Erinnerungen an Chatswood High School (bei gewissen Dingen wird mir erst beim Blick von hier aus zurück bewusst, wie ungewöhnlich sie aus Schweizer Sicht waren). Vielleicht sind mir bis dann die letzten Leserinnen und Leser auch weggelaufen –
Für den Moment möchte ich schliessen mit ein paar Zeilen von Joachim Ringelnatz:
War einmal ein Bumerang;
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum – noch stundenlang –
Wartete auf Bumerang.
Sehr geehrter Herr Ringelnatz, es ist mir ja etwas peinlich, Ihnen am Zeug zu flicken, aber der Bumerang kam doch zurück.
Australien
Donnerstag, 30. Januar 2014
Freitag, 20. Dezember 2013
Wie bei den Hobbits
Fast am Ende meines Australienjahres kommt mir meine Zeit hier unten ein wenig vor wie Bilbo Baggins (oder Beutlin in der deutschen Ausgabe) Abenteuer im "Hobbit".
Trotz aller Planung und Vorbereitung (Visabeschaffung, Formulare noch und noch) war ich bei der Abreise nicht sicher, ob ich nicht vielleicht doch die Taschentücher vergessen hatte... Und oft habe ich mich gefragt, wieso ich eigentlich meine bequeme Hobbithöhle verlassen habe. Ob ich für die Zwerge mehr Ballast war oder eine Hilfe bei ihren Abenteuern, müssen sie selber beurteilen.
Ich habe auf jeden Fall Berge bestiegen und Wüsten durchquert, den grossen roten Felsen besucht und bin von Spinnen attackiert worden (siehe Bild unten), habe mich mit Drachen herumgeplagt (auch wenn es vielleicht nur Papierdrachen waren), Rätsel gestellt und gelöst und habe die Elfen singen gehört in ihrem seltsamen Gebäude nahe am Hafen. Und ich habe viele viele Menschen kennengelernt, Schülerinnen und Schüler aus den verschiedensten Kulturen, Kolleginnen und Kollegen an der Schule, auch sie mit ganz unterschiedlichem Hintergrund, andere Austauschlehrerinnen und -lehrer mit ähnlichen oder zusätzlichen Schwierigkeiten (Chatswood High School ist eine Schule mit einem bescheidenen Anteil von Problemschülerinnen und -schülern, in anderen Suburbs sieht es in den öffentlichen Schulen anders aus, dort sammeln sich fast nur noch die Problemfälle und alle andern werden in Privatschulen geschickt), Mitreisende aus den verschiedensten Ländern, Reiseführer, Begegnungen unterwegs.
Jetzt habe ich das letzte Mal Gelegenheit, herumzureisen (Tasmanien, dann geht es mit dem Schiff nach Melbourne / Victoria) und nachher bleibt mir noch Zeit für ein paar Blog-Impressionen von meiner Reise und dann heisst es Koffer packen...
Einer der Berge (oder Hügel), den ich bestiegen habe:
Auf Mount Olson Bagge (oder Baggins?) in den Flinders Ranges nördlich von Adelaide

Hier singen die Elfen (ich habe Donizettis "Don Pasquale", Brittens "War requiem" und den "Messiah" von Händel gehört)
Der Angriff der Spinne
Trotz aller Planung und Vorbereitung (Visabeschaffung, Formulare noch und noch) war ich bei der Abreise nicht sicher, ob ich nicht vielleicht doch die Taschentücher vergessen hatte... Und oft habe ich mich gefragt, wieso ich eigentlich meine bequeme Hobbithöhle verlassen habe. Ob ich für die Zwerge mehr Ballast war oder eine Hilfe bei ihren Abenteuern, müssen sie selber beurteilen.
Ich habe auf jeden Fall Berge bestiegen und Wüsten durchquert, den grossen roten Felsen besucht und bin von Spinnen attackiert worden (siehe Bild unten), habe mich mit Drachen herumgeplagt (auch wenn es vielleicht nur Papierdrachen waren), Rätsel gestellt und gelöst und habe die Elfen singen gehört in ihrem seltsamen Gebäude nahe am Hafen. Und ich habe viele viele Menschen kennengelernt, Schülerinnen und Schüler aus den verschiedensten Kulturen, Kolleginnen und Kollegen an der Schule, auch sie mit ganz unterschiedlichem Hintergrund, andere Austauschlehrerinnen und -lehrer mit ähnlichen oder zusätzlichen Schwierigkeiten (Chatswood High School ist eine Schule mit einem bescheidenen Anteil von Problemschülerinnen und -schülern, in anderen Suburbs sieht es in den öffentlichen Schulen anders aus, dort sammeln sich fast nur noch die Problemfälle und alle andern werden in Privatschulen geschickt), Mitreisende aus den verschiedensten Ländern, Reiseführer, Begegnungen unterwegs.
Jetzt habe ich das letzte Mal Gelegenheit, herumzureisen (Tasmanien, dann geht es mit dem Schiff nach Melbourne / Victoria) und nachher bleibt mir noch Zeit für ein paar Blog-Impressionen von meiner Reise und dann heisst es Koffer packen...
Einer der Berge (oder Hügel), den ich bestiegen habe:
Auf Mount Olson Bagge (oder Baggins?) in den Flinders Ranges nördlich von Adelaide

Hier singen die Elfen (ich habe Donizettis "Don Pasquale", Brittens "War requiem" und den "Messiah" von Händel gehört)
Der Angriff der Spinne
Mittwoch, 18. Dezember 2013
Litchfield National Park
Auf dem Rückweg vom Kakadu National Park nach Darwin haben wir den viel kleineren Litchfield National Park besucht. Aber hier führen die Wasserfälle das ganze Jahr Wasser, das Gestein wirkt hier offenbar so wie eine Art Schwamm und speichert das Wasser – im Gegensatz zu Kakadu, wo die Fälle saisonal bedingt austrocknen oder nur als kleine Rinnsale sichtbar sind. Natürlich wären die Fluten, die hier herunterstürzen, mitten in der Monsunsaison viel grösser als zur Zeit unseres Besuchs, am Ende der Trockenzeit anfangs Oktober.
Zuerst besichtigen wir verschiedene Termitenhügel, sie prägen hier im Norden die Landschaft. Gewisse Arten der oft mit Ameisen verwechselten Insekten leben ebenfalls in Staaten. Die Bauten der Riesentermiten wirken wie Dome (mit einem Einschlag von Gaudìs Sagrada Familia), weit grösser als ich. Die hohen Türme haben einen Kamineffekt und kühlen die Nester.
Die Magnettermiten dagegen richten ihre Hügel, die eher wie Grabsteine aussehen, alle in der gleichen Richtung aus. Da sie blind sind, orientieren sie sich offenbar am Magnetfeld der Erde.
Der erste Wasserfall, Florence Falls, liegt in einem kleinen Tal. Wunderbar bei den tropisch feucht-heissen Temperaturen das Bad im Teich an seinem Fuss, und wir können hier tatsächlich unter den Wasserfall schwimmen und uns die Fluten auf den Kopf prasseln lassen.
Auf dem Rückweg nehmen wir die längere Route einem Bach entlang. Fledermäuse hängen hier massenweise in den Bäume, und ich sehe, dass ein paar von ihnen von einem Raubvogel attakiert werden. Riesige Spinnen hängen in ihren Nestern zwischen tropischen Farnen und Palmen.
Der zweite Wasserfall, Wangi Falls (wenn ich mich richtig erinnere, die Namen sind leicht verwechselt) ist einfacher erreichbar und wohl deshalb stärker besucht. Hier stört nur ein Presslufthammer die Ruhe, am Weg für die Besucher muss hier etwas repariert werden. Doch wenn ich genug weit herausschwimme im Teich, der hier etwas grösser ist, höre ich nichts mehr von diesem Lärm.

Hügel der Riesentermiten
Hügel der Magnettermiten
Florence Falls
Wangi Falls
Zuerst besichtigen wir verschiedene Termitenhügel, sie prägen hier im Norden die Landschaft. Gewisse Arten der oft mit Ameisen verwechselten Insekten leben ebenfalls in Staaten. Die Bauten der Riesentermiten wirken wie Dome (mit einem Einschlag von Gaudìs Sagrada Familia), weit grösser als ich. Die hohen Türme haben einen Kamineffekt und kühlen die Nester.
Die Magnettermiten dagegen richten ihre Hügel, die eher wie Grabsteine aussehen, alle in der gleichen Richtung aus. Da sie blind sind, orientieren sie sich offenbar am Magnetfeld der Erde.
Der erste Wasserfall, Florence Falls, liegt in einem kleinen Tal. Wunderbar bei den tropisch feucht-heissen Temperaturen das Bad im Teich an seinem Fuss, und wir können hier tatsächlich unter den Wasserfall schwimmen und uns die Fluten auf den Kopf prasseln lassen.
Auf dem Rückweg nehmen wir die längere Route einem Bach entlang. Fledermäuse hängen hier massenweise in den Bäume, und ich sehe, dass ein paar von ihnen von einem Raubvogel attakiert werden. Riesige Spinnen hängen in ihren Nestern zwischen tropischen Farnen und Palmen.
Der zweite Wasserfall, Wangi Falls (wenn ich mich richtig erinnere, die Namen sind leicht verwechselt) ist einfacher erreichbar und wohl deshalb stärker besucht. Hier stört nur ein Presslufthammer die Ruhe, am Weg für die Besucher muss hier etwas repariert werden. Doch wenn ich genug weit herausschwimme im Teich, der hier etwas grösser ist, höre ich nichts mehr von diesem Lärm.

Hügel der Riesentermiten
Hügel der Magnettermiten
Florence Falls
Wangi Falls
Mittwoch, 11. Dezember 2013
Kata Tjuta und Watarrka
Die Kata Tjutas, von den Europäern auch Olgas genannt, sind schon von Uluru aus sichtbar. Die Fahrt zu den sechsunddreissig Felshügeln dauert dann doch eine halbe Stunde, in der topfebenen (Halb-)wüste sind Erhebungen meilenweit zu sehen. Hier haben wir den walk durch das Valley of the Winds, ganz im Westen der Hügelkette, gemacht.
Als Wanderung ist diese Route anspruchsvoller als der Rundweg um Uluru. Es geht hinauf und hinunter, oft folgen wir nur Wegspuren über Geröll, und der Pfad führt durch Schluchten und über Pässe, wobei einige der Felsformationen von ganz nahe zu sehen sind. Stellenweise wird der Weg wieder flacher und der Blick öffnet sich über die nächsten Wellen aus Stein. Die beiden Wasserstellen sind wichtig, auch am Morgen ist die Hitze schon recht gross und ich bin froh, dass ich meine Flasche hier wieder auffüllen kann.
Watarrka, auch Kings Canyon genannt, liegt ein paar Stunden Fahrt nördlich von Uluru (wobei die Strasse einen grossen Umweg macht, die direkte Route ist durch den Salzsee Lake Amadeus versperrt) und südlich von Alice Springs. Wir wanderten hier der Krete entlang rund um den Canyon. Ähnlich wie Uluru war auch Watarrka ein wichtiger Ort für die Aborigines. Ein Hauptgrund ist sicher die vielfältige Vegetation rund um die Schlucht.
Wir trampen hier sozusagen durch die Küche der Einheimischen, und unser Führer zeigt uns all die essbaren Pflanzen und Früchte, die sich hier finden. Wir sehen auch die berühmten Ghost Gum Trees mit ihren schneeweissen Stämmen. Der australische Maler Albert Namatjira, ein Aborigines, hat die Landschaft hier oft in seinen Bildern dargestellt. Man dachte oft, er verfremde die Farben, ähnlich wie zum Beispiel die Maler des Blauen Reiters in Europa. Später, in Alice Springs, habe ich in einer Buchhandlung die Gelegenheit, ein Buch mit seinen Bildern zu sehen: es ist erstaunlich, wie realistisch er die Bäume und Sträucher am Rande von Kings Canyon wiedergegeben hat.
Am oberen Ende steigen wir in die Schlucht hinunter, grosse Felsen versperren den direkten Weg von unten, und ruhen uns an einem kleinen See aus, umrundet von Palmen, Farnen und weiteren tropischen Pflanzen. Die Stelle heisst "The Garden of Eden", kein Engel mit Flammenschwert vertreibt uns, aber nach einer Weile zieht es uns doch zurück in die Kultur mit ihren klimatisierten Häusern.
Kata Tjutas: eine der Engstellen im Valley of the Winds
Kata Tjutas: Hügel...
Kata Tjutas: ... um Hügel...

Kata Tjutas: ... um Hügel: sind's wirklich sechsundreissig?
Watarrka: ein Ghost Gum Tree

Watarrka: ein typisches Bild vom Rand der Schlucht

Watarrka: die Wände des Canyons sind zum Teil wie mit dem Messer geschnitten
Watarrka, the Garden of Eden: die einzige Aufnahme, wo man ein bisschen etwas sieht
Das Grün ist stellenweise noch viel dichter, aber die grossen Hell-Dunkel-Kontraste und die Reflexion auf dem Wasser machen das Photographieren schwierig
Als Wanderung ist diese Route anspruchsvoller als der Rundweg um Uluru. Es geht hinauf und hinunter, oft folgen wir nur Wegspuren über Geröll, und der Pfad führt durch Schluchten und über Pässe, wobei einige der Felsformationen von ganz nahe zu sehen sind. Stellenweise wird der Weg wieder flacher und der Blick öffnet sich über die nächsten Wellen aus Stein. Die beiden Wasserstellen sind wichtig, auch am Morgen ist die Hitze schon recht gross und ich bin froh, dass ich meine Flasche hier wieder auffüllen kann.
Watarrka, auch Kings Canyon genannt, liegt ein paar Stunden Fahrt nördlich von Uluru (wobei die Strasse einen grossen Umweg macht, die direkte Route ist durch den Salzsee Lake Amadeus versperrt) und südlich von Alice Springs. Wir wanderten hier der Krete entlang rund um den Canyon. Ähnlich wie Uluru war auch Watarrka ein wichtiger Ort für die Aborigines. Ein Hauptgrund ist sicher die vielfältige Vegetation rund um die Schlucht.
Wir trampen hier sozusagen durch die Küche der Einheimischen, und unser Führer zeigt uns all die essbaren Pflanzen und Früchte, die sich hier finden. Wir sehen auch die berühmten Ghost Gum Trees mit ihren schneeweissen Stämmen. Der australische Maler Albert Namatjira, ein Aborigines, hat die Landschaft hier oft in seinen Bildern dargestellt. Man dachte oft, er verfremde die Farben, ähnlich wie zum Beispiel die Maler des Blauen Reiters in Europa. Später, in Alice Springs, habe ich in einer Buchhandlung die Gelegenheit, ein Buch mit seinen Bildern zu sehen: es ist erstaunlich, wie realistisch er die Bäume und Sträucher am Rande von Kings Canyon wiedergegeben hat.
Am oberen Ende steigen wir in die Schlucht hinunter, grosse Felsen versperren den direkten Weg von unten, und ruhen uns an einem kleinen See aus, umrundet von Palmen, Farnen und weiteren tropischen Pflanzen. Die Stelle heisst "The Garden of Eden", kein Engel mit Flammenschwert vertreibt uns, aber nach einer Weile zieht es uns doch zurück in die Kultur mit ihren klimatisierten Häusern.
Kata Tjutas: eine der Engstellen im Valley of the Winds
Kata Tjutas: Hügel...
Kata Tjutas: ... um Hügel...

Kata Tjutas: ... um Hügel: sind's wirklich sechsundreissig?
Watarrka: ein Ghost Gum Tree

Watarrka: ein typisches Bild vom Rand der Schlucht

Watarrka: die Wände des Canyons sind zum Teil wie mit dem Messer geschnitten
Watarrka, the Garden of Eden: die einzige Aufnahme, wo man ein bisschen etwas sieht
Das Grün ist stellenweise noch viel dichter, aber die grossen Hell-Dunkel-Kontraste und die Reflexion auf dem Wasser machen das Photographieren schwierig
Montag, 9. Dezember 2013
Ned Kelly
Ned Kelly ist ein australischer Bushranger aus dem neunzehnten Jahrhundert, der die Leute hier auch heute noch beschäftigt. Einige sehen ihn als eine Art Robin Hood-Figur, andere betonen seine Verbrechen. Ned machte das ländliche Victoria, die Gegend nördlich von Melbourne unsicher. Die australischen Kleinstädte, auch in New South Wales und in South Australia, haben oft etwas Verschlafenes, die Zeit ist dort stehengeblieben – in den fünfziger Jahren, nur manchmal ist nicht klar, ob 1850 oder 1950. Manchmal hat es noch einen Bahnhof, wo schon lange keine Züge ankommen. Sonst nichts ausser einer Kirche und ein paar Pubs, wo die Leute darauf warten, dass etwas geschieht – und ein paar von ihnen wären nicht unglücklich, wenn ein neuer Ned Kelly in ihr Städchen reiten würde.
Ned war ein Pferde- und Viehdieb, manchmal hat man ihn und seine Gang wohl auch beschuldigt, obwohl sie nichts mit dem Verschwinden der Tiere zu tun hatten, später hat er auch ein paar Banken überfallen, je kleiner die Ortschaft, wo sie waren, desto besser. Umgebracht hat er bei den Überfällen niemanden, die Opfer kamen mit dem Schrecken (und mit erleichterten Kassen) davon.
Die Polizei war immer auf seinen Fersen, und die Polizisten haben sich dabei zum Teil mehr als ungeschickt angestellt und nicht gemerkt, dass die "Verfolgten" ganz in der Nähe waren und sie zum Teil in eine Falle lockten. Dabei kam es auch zu Schiessereien mit Todesopfern.
Ned bastelte sich eine Rüstung mit Helm, die seinen Kopf und Körper schützte. Bei der grossen Schiesserei am Schluss seiner "Karriere", mit anschliessendem Hotelbrand, nützte ihm seine Rüstung aber nur teilweise, sie verhinderte, dass er tödlich getroffen wurde, die Treffer in Arme und Beine führten aber schliesslich dazu, dass er kampfunfähig gefangen genommen wurde. Man transportierte ihn nach Melbourne, wo er durch den Strang hingerichtet wurde.
In der Nationalgalerie in Canberra befindet sich die Ned Kelly-Serie, gemalt vom australischen Maler Sydney Nolan. Anhand dieser in einem naiven Stil gemalten Bilder ist es leicht, die ganze Geschichte zu rekonstruieren: Ned reitet in seiner berühmten Rüstung aus, die Polizisten, die in verfolgten, stürzende Pferde, der letzte Prozess. Viele australische Schulkinder besuchen diesen Teil der Galerie (der Eintritt ist gratis für alle), und es ist erstaunlich, wie viel sie wissen über Ned Kelly: seine Wortwechsel mit dem Richter, seine letzten Worte vor der Hinrichtung ("Such is life").
Einer dieser Bahnhöfe, wo der Zug schon lange nicht mehr durchkommt

Pub / Laden / Hotel irgendwo im Nirgendwo (es handelt sich zwar um ein Bild aus Südaustralien, aber es könnte ebenso gut eine Aufnahme aus Victoria / New South Wales sein)
Ned war ein Pferde- und Viehdieb, manchmal hat man ihn und seine Gang wohl auch beschuldigt, obwohl sie nichts mit dem Verschwinden der Tiere zu tun hatten, später hat er auch ein paar Banken überfallen, je kleiner die Ortschaft, wo sie waren, desto besser. Umgebracht hat er bei den Überfällen niemanden, die Opfer kamen mit dem Schrecken (und mit erleichterten Kassen) davon.
Die Polizei war immer auf seinen Fersen, und die Polizisten haben sich dabei zum Teil mehr als ungeschickt angestellt und nicht gemerkt, dass die "Verfolgten" ganz in der Nähe waren und sie zum Teil in eine Falle lockten. Dabei kam es auch zu Schiessereien mit Todesopfern.
Ned bastelte sich eine Rüstung mit Helm, die seinen Kopf und Körper schützte. Bei der grossen Schiesserei am Schluss seiner "Karriere", mit anschliessendem Hotelbrand, nützte ihm seine Rüstung aber nur teilweise, sie verhinderte, dass er tödlich getroffen wurde, die Treffer in Arme und Beine führten aber schliesslich dazu, dass er kampfunfähig gefangen genommen wurde. Man transportierte ihn nach Melbourne, wo er durch den Strang hingerichtet wurde.
In der Nationalgalerie in Canberra befindet sich die Ned Kelly-Serie, gemalt vom australischen Maler Sydney Nolan. Anhand dieser in einem naiven Stil gemalten Bilder ist es leicht, die ganze Geschichte zu rekonstruieren: Ned reitet in seiner berühmten Rüstung aus, die Polizisten, die in verfolgten, stürzende Pferde, der letzte Prozess. Viele australische Schulkinder besuchen diesen Teil der Galerie (der Eintritt ist gratis für alle), und es ist erstaunlich, wie viel sie wissen über Ned Kelly: seine Wortwechsel mit dem Richter, seine letzten Worte vor der Hinrichtung ("Such is life").
Einer dieser Bahnhöfe, wo der Zug schon lange nicht mehr durchkommt

Pub / Laden / Hotel irgendwo im Nirgendwo (es handelt sich zwar um ein Bild aus Südaustralien, aber es könnte ebenso gut eine Aufnahme aus Victoria / New South Wales sein)
Mittwoch, 20. November 2013
Opale und Kängurus
Coober Pedy, ein paar hundert Kilometer nördlich von Adelaide, ist heute die grösste Opalmine der Welt. Schon bei der Anreise sehen wir die Maulwurfshügel, die vom Abbau stammen. Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts hat man hier Opale entdeckt, und Wasser, noch fast wichtiger für diese Ortschaft mitten in der Wüste. Die Halbedelsteine waren so perfekt, dass es eine Weile dauerte, bis sie in Europa und Amerika akzeptiert wurden – die Juweliere glaubten zuerst an Fälschungen, weil die Opale nicht dem Bild entsprachen, den sie, gewohnt an die Steine aus Osteuropa, hatten.
Noch jetzt zieht der Opalanbau jede Menge von Abenteurern an. Jeder "patch" ist nur klein, und wer mehrere von ihnen aufkauft, muss sich verpflichten, auf jedem von ihnen eine bestimmte Anzahl von Tagen am Abbau der Steine zu arbeiten. Das hat zur Folge, dass es keine grossen Opalkompanien gibt, die den Untergrund durchwühlen. Bohrmaschinen und die Maschinen zum Abtransport des tauben Gesteins – sie gleichen Riesenstaubsaugern – kann man mieten, und dann beginnt das Graben in der richtigen Richtung. Für den, der Glück hat, finden sich die Halbedelsteine dann in einer gewissen Tiefe. Sobald man auf eine Opalader trifft, versagen die Maschinen – die Weiterarbeit geschieht immer noch mit dem Pickel. In den Läden von Coober Pedy sehen wir Opale in allen Grössen und das Spiel ihrer Farben zeigt alle Töne der Palette.
Der grösste Teil von Coober Pedy ist unterirdisch, auch unser Hotel. Diese Wohnungen unter dem Boden liegen oft ganz in der Nähe der Minen – am Schluss der langen Arbeit unter Tag wurde ein weiterer Stollen zur Unterkunft gebaut. Im Laufe der Jahre wurden diese Wohnungen immer luxuriöser, und heute schützen sie gegen das unbarmherzige Klima der Stadt: heisse Tage ohne jeden Schatten (Bäume fehlen hier) – und kalte Nächte. Unter dem Boden bleibt die Temperatur konstant. Für mich ist der Schlaf in unserem unterirdischen Hotel nicht perfekt – zu gross die Stille, kein Ruf eines Vogels, keine Grille zirpt, und der Wechsel der Tageszeiten, vom Eindämmern am Abend bis zum Hellerwerden am Morgen, fehlt.
Hier besuchen wir auch das Kangaroo Sanctuary, wo sich ein Ehepaar um verwaiste Kängurus kümmert. Die roten Kängurus, die in Zentralaustralien leben, sind viel scheuer als die grauen Kängurus in Küstennähe. Wir haben vor ein paar Tagen das Glück gehabt, ein paar von ihnen zu sehen in vollem Lauf – oder Flug, möchte ich fast schreiben, ihre Sprünge sind so gross, dass es scheint, sie würden den Boden kaum berühren. Unsere Gruppe spendet eine Büchse Baby-Milchpulver (offenbar auch für Kängurus geeignet).
Hier erfahren wir viel über diese Tiere, die zusammen mit den Emus das australische Wappen tragen. Leider werden sie oft von Touristen gefüttert, obwohl sie die angebotenen Nahrungsmittel gar nicht vertragen. Schon eine Banane kann für sie tödlich sein. Die grösste Gefahr ist aber der Verkehr. Obwohl die Autos nicht sehr zahlreich sind (auf gewissen Strecken hat es pro Tag vielleicht ein Dutzend Fahrzeuge), kommt es immer wieder zu Kollisionen (wir sehen viel "roadkill" am Strassenrand). Sie hüpfen nämlich häufig einer Strasse entlang und ganz plötzlich und unerwartet überqueren sie sie. Oft hört man, das liege an der Dummheit der Tiere. Ich glaube, das stimmt nicht ganz, offenbar verwenden sie seit Generationen in Gefahr immer die gleichen Fluchtpfade, zu ihrem Unglück, wenn einer von ihnen eine Strasse überquert, die erst in den letzten Jahren entstanden ist.
Die "joeys", Jungkängurus im Beutel der Mutter, überleben dann oft und werden im Sanctuary mit der Flasche aufgezogen, wenn sie eine gewisse Grösse haben. Nach der Geburt sind sie ja nicht viel mehr als gummibärchengross. Ein paar Gramm mehr müssen sie dann schon haben für eine erfolgreiche Aufzucht. Wir sehen den Jungtieren bei ihren Sprüngen zu, noch sind sie unsicher auf den Beinen, und nach einer Weile verschwinden sie wieder in den Taschen, die als Beutelersatz dienen.

Beim Füttern der Kängurus (nur mit dem hier gekauften, offiziell erlaubten Kängurufutter natürlich)
Jungkänguru in Kängurutasche
Jungkänguru an der Flasche
Noch jetzt zieht der Opalanbau jede Menge von Abenteurern an. Jeder "patch" ist nur klein, und wer mehrere von ihnen aufkauft, muss sich verpflichten, auf jedem von ihnen eine bestimmte Anzahl von Tagen am Abbau der Steine zu arbeiten. Das hat zur Folge, dass es keine grossen Opalkompanien gibt, die den Untergrund durchwühlen. Bohrmaschinen und die Maschinen zum Abtransport des tauben Gesteins – sie gleichen Riesenstaubsaugern – kann man mieten, und dann beginnt das Graben in der richtigen Richtung. Für den, der Glück hat, finden sich die Halbedelsteine dann in einer gewissen Tiefe. Sobald man auf eine Opalader trifft, versagen die Maschinen – die Weiterarbeit geschieht immer noch mit dem Pickel. In den Läden von Coober Pedy sehen wir Opale in allen Grössen und das Spiel ihrer Farben zeigt alle Töne der Palette.
Der grösste Teil von Coober Pedy ist unterirdisch, auch unser Hotel. Diese Wohnungen unter dem Boden liegen oft ganz in der Nähe der Minen – am Schluss der langen Arbeit unter Tag wurde ein weiterer Stollen zur Unterkunft gebaut. Im Laufe der Jahre wurden diese Wohnungen immer luxuriöser, und heute schützen sie gegen das unbarmherzige Klima der Stadt: heisse Tage ohne jeden Schatten (Bäume fehlen hier) – und kalte Nächte. Unter dem Boden bleibt die Temperatur konstant. Für mich ist der Schlaf in unserem unterirdischen Hotel nicht perfekt – zu gross die Stille, kein Ruf eines Vogels, keine Grille zirpt, und der Wechsel der Tageszeiten, vom Eindämmern am Abend bis zum Hellerwerden am Morgen, fehlt.
Hier besuchen wir auch das Kangaroo Sanctuary, wo sich ein Ehepaar um verwaiste Kängurus kümmert. Die roten Kängurus, die in Zentralaustralien leben, sind viel scheuer als die grauen Kängurus in Küstennähe. Wir haben vor ein paar Tagen das Glück gehabt, ein paar von ihnen zu sehen in vollem Lauf – oder Flug, möchte ich fast schreiben, ihre Sprünge sind so gross, dass es scheint, sie würden den Boden kaum berühren. Unsere Gruppe spendet eine Büchse Baby-Milchpulver (offenbar auch für Kängurus geeignet).
Hier erfahren wir viel über diese Tiere, die zusammen mit den Emus das australische Wappen tragen. Leider werden sie oft von Touristen gefüttert, obwohl sie die angebotenen Nahrungsmittel gar nicht vertragen. Schon eine Banane kann für sie tödlich sein. Die grösste Gefahr ist aber der Verkehr. Obwohl die Autos nicht sehr zahlreich sind (auf gewissen Strecken hat es pro Tag vielleicht ein Dutzend Fahrzeuge), kommt es immer wieder zu Kollisionen (wir sehen viel "roadkill" am Strassenrand). Sie hüpfen nämlich häufig einer Strasse entlang und ganz plötzlich und unerwartet überqueren sie sie. Oft hört man, das liege an der Dummheit der Tiere. Ich glaube, das stimmt nicht ganz, offenbar verwenden sie seit Generationen in Gefahr immer die gleichen Fluchtpfade, zu ihrem Unglück, wenn einer von ihnen eine Strasse überquert, die erst in den letzten Jahren entstanden ist.
Die "joeys", Jungkängurus im Beutel der Mutter, überleben dann oft und werden im Sanctuary mit der Flasche aufgezogen, wenn sie eine gewisse Grösse haben. Nach der Geburt sind sie ja nicht viel mehr als gummibärchengross. Ein paar Gramm mehr müssen sie dann schon haben für eine erfolgreiche Aufzucht. Wir sehen den Jungtieren bei ihren Sprüngen zu, noch sind sie unsicher auf den Beinen, und nach einer Weile verschwinden sie wieder in den Taschen, die als Beutelersatz dienen.

Beim Füttern der Kängurus (nur mit dem hier gekauften, offiziell erlaubten Kängurufutter natürlich)
Jungkänguru in Kängurutasche
Jungkänguru an der Flasche
Mittwoch, 13. November 2013
Uluru
Nach einer langen, langen Busfahrt von Coober Pedy nach Yulara, fast tausend Kilometer durch den Outback in das rote Herz Australiens, sehen wir endlich Uluru / Ayers Rock am Horizont. Mount Connor, der Berg, etwa zwei Stunden vorher, auch "Mount Fool-uru" genannt, weil viele Touristen ihn schon für Uluru halten, jedenfalls auf den ersten Blick, hat uns nicht genarrt – zu verschieden seine tischartige Form von den bekannten Bildern.
Am Sonnenuntergang am ersten Abend wäre ich der Masse von Uluru-Besuchern gerne entkommen, aber das Glas Champagner vor dem berühmten Panorama gehört zum Programm, die Mitreisenden verstehen schon nicht, warum ich den unzähligen Photo-Aufnahmen "X. vor Uluru" nicht noch eine weitere hinzufügen will. Der Reiseführer erinnert uns mehrmals daran, in regelmässigen Abständen Bilder vom Felsen zu schiessen, damit wir uns nachher vergewissern können, dass sich die Farben wirklich ändern. Ich nehme mir die Zeit, neben all dem Trubel auch hinzuschauen und kann den Wechsel der Töne schon jetzt sehen, nicht erst in den Aufnahmen.
Im Besucherzentrum finde ich in einem Interview mit einem der Aborigines eine Stelle, die meine Stimmung gut wiedergibt: Er wundert sich, dass sich die Besucher nur mit ihren Kameras beschäftigen, statt sich auf Uluru, ein wichtiger spiritueller Ort in der Tradition der lokalen Aborigines, einzulassen und etwas von seiner Kraft zu spüren.
Am übernächsten Morgen machen wir die Wanderung rund um Uluru (offenbar nehmen sich nur etwa ein Prozent der Besucher die Zeit dafür, die meisten kommen nur für den Sonnenuntergang und vielleicht für eine Fahrt um den "rock"). Ganz allein sind wir auch hier nicht, denn es ist empfehlenswert, loszugehen, bevor die Sonne am Mittag und Nachmittag unbarmherzig herunterbrennt. Aber die Leute verteilen sich auf dem Weg.
Am Anfang kommen wir an einer Stelle vorbei, wo sich im ausgehöhlten Felsen regelrechte Zimmer befinden: das Schulzimmer mit Ocker-Malereien, der Platz, wo die Alten gerne sassen. Ein wenig später führt der Weg in eine Schlucht im Felsen und ganz hinten eine Stelle mit Wasser, das ganze Jahr über, eine kleine Oase. Überlebenswichtig früher in dieser trockenen Gegend. Auf der gegenüberliegenden Seite hat es eine zweite Wasserstelle, und hier ist es ganz still, die meisten Besucher sparen sich diesen Umweg.
In den Stunden auf dem Weg um den Felsen wird die Sicht auf Uluru nie langweilig. Stellenweise sind abenteuerliche Erosionsformen zu sehen, dann sind die Wände wieder ganz glatt. Oft gehören auch Geschichten zu den Formationen, an einer Stelle trafen zum Beispiel die Speere ein Ungeheuer, das die Aborigines angriff. Und manchmal gleicht der ganze Berg einem grossen, schlafenden Tier, einem Elefanten vielleicht mit einer Haut aus Sandstein.
Es ist erstaunlich, wie viel Grün hier zu finden ist. Hier im Zentrum hat es generell mehr Vegetation als weiter südlich. Aber im Allgemeinen sind die Bäume zundertrocken und uralt (bis ihre Wurzeln in der Tiefe Wasser finden, braucht es Jahrzehnte). Die Landschaft am Fusse von Uluru gleicht stellenweise einem Garten, der Schatten des Felsens schützt offenbar vor der schlimmsten Austrocknung.
Der Aufstieg auf den Uluru ist nicht möglich wegen heftigen Winden auf dem Gipfel. Am Tag vorher haben wir die Kletterer im Gänsemarsch aufsteigen sehen, also attraktiv sah das nicht aus. Es ist ja sowieso etwas zwiespältig: Ausdrücklich verboten ist der Marsch auf Uluru eigentlich nicht, aber man erwartet eigentlich, dass die Besucher darauf verzichten... (es ist offenbar auch nicht ganz ungefährlich).
Nicht das einzige Paradox hier in der Gegend: es ist erwünscht, dass die Aborigines-Bezeichnung Uluru verwendet wird, nicht mehr den Namen, den die ersten Kolonisatoren dem Felsen gaben, Ayers Rock. Aber in Yulara, der Ortschaft in der Nähe, heisst ein Teil immer noch "Ayers Rock Resort", ohne jeden Hinweis auf den zweiten Namen.
Viel ist darüber geschrieben worden, wieso Uluru eine so grosse Anziehung auf die Touristen ausübt. Ein Grund ist sicher, dass es "the rock" ist, die platonische Idee eines Felsens in der Wüste. Für mich sind die Erosionsspuren ein wichtiger Teil der Faszination: Uluru wird noch in der Wüste stehen, wenn wir lange verschwunden sind, aber in den Jahrmillionen schleifen Wind und Wetter auch ihn ab und lassen ihn verschwinden. Ein bisschen wie in dem Märchen mit dem grossen Berg und dem Vögelchen, das alle hundert Jahre seinen Schnabel daran wetzt: Eines Tages ist der Berg ganz abgetragen, und dann ist die erste Sekunde der Ewigkeit vorbei.

Uluru – der Wechsel der Farben bei Sonnenuntergang: von ocker...
...zu rot.

Uluru: Spuren der Erosion
Eine der glatten Wände von Uluru

Wasserstelle am Fusse von Uluru
Uluru: Sonnenaufgang
Am Sonnenuntergang am ersten Abend wäre ich der Masse von Uluru-Besuchern gerne entkommen, aber das Glas Champagner vor dem berühmten Panorama gehört zum Programm, die Mitreisenden verstehen schon nicht, warum ich den unzähligen Photo-Aufnahmen "X. vor Uluru" nicht noch eine weitere hinzufügen will. Der Reiseführer erinnert uns mehrmals daran, in regelmässigen Abständen Bilder vom Felsen zu schiessen, damit wir uns nachher vergewissern können, dass sich die Farben wirklich ändern. Ich nehme mir die Zeit, neben all dem Trubel auch hinzuschauen und kann den Wechsel der Töne schon jetzt sehen, nicht erst in den Aufnahmen.
Im Besucherzentrum finde ich in einem Interview mit einem der Aborigines eine Stelle, die meine Stimmung gut wiedergibt: Er wundert sich, dass sich die Besucher nur mit ihren Kameras beschäftigen, statt sich auf Uluru, ein wichtiger spiritueller Ort in der Tradition der lokalen Aborigines, einzulassen und etwas von seiner Kraft zu spüren.
Am übernächsten Morgen machen wir die Wanderung rund um Uluru (offenbar nehmen sich nur etwa ein Prozent der Besucher die Zeit dafür, die meisten kommen nur für den Sonnenuntergang und vielleicht für eine Fahrt um den "rock"). Ganz allein sind wir auch hier nicht, denn es ist empfehlenswert, loszugehen, bevor die Sonne am Mittag und Nachmittag unbarmherzig herunterbrennt. Aber die Leute verteilen sich auf dem Weg.
Am Anfang kommen wir an einer Stelle vorbei, wo sich im ausgehöhlten Felsen regelrechte Zimmer befinden: das Schulzimmer mit Ocker-Malereien, der Platz, wo die Alten gerne sassen. Ein wenig später führt der Weg in eine Schlucht im Felsen und ganz hinten eine Stelle mit Wasser, das ganze Jahr über, eine kleine Oase. Überlebenswichtig früher in dieser trockenen Gegend. Auf der gegenüberliegenden Seite hat es eine zweite Wasserstelle, und hier ist es ganz still, die meisten Besucher sparen sich diesen Umweg.
In den Stunden auf dem Weg um den Felsen wird die Sicht auf Uluru nie langweilig. Stellenweise sind abenteuerliche Erosionsformen zu sehen, dann sind die Wände wieder ganz glatt. Oft gehören auch Geschichten zu den Formationen, an einer Stelle trafen zum Beispiel die Speere ein Ungeheuer, das die Aborigines angriff. Und manchmal gleicht der ganze Berg einem grossen, schlafenden Tier, einem Elefanten vielleicht mit einer Haut aus Sandstein.
Es ist erstaunlich, wie viel Grün hier zu finden ist. Hier im Zentrum hat es generell mehr Vegetation als weiter südlich. Aber im Allgemeinen sind die Bäume zundertrocken und uralt (bis ihre Wurzeln in der Tiefe Wasser finden, braucht es Jahrzehnte). Die Landschaft am Fusse von Uluru gleicht stellenweise einem Garten, der Schatten des Felsens schützt offenbar vor der schlimmsten Austrocknung.
Der Aufstieg auf den Uluru ist nicht möglich wegen heftigen Winden auf dem Gipfel. Am Tag vorher haben wir die Kletterer im Gänsemarsch aufsteigen sehen, also attraktiv sah das nicht aus. Es ist ja sowieso etwas zwiespältig: Ausdrücklich verboten ist der Marsch auf Uluru eigentlich nicht, aber man erwartet eigentlich, dass die Besucher darauf verzichten... (es ist offenbar auch nicht ganz ungefährlich).
Nicht das einzige Paradox hier in der Gegend: es ist erwünscht, dass die Aborigines-Bezeichnung Uluru verwendet wird, nicht mehr den Namen, den die ersten Kolonisatoren dem Felsen gaben, Ayers Rock. Aber in Yulara, der Ortschaft in der Nähe, heisst ein Teil immer noch "Ayers Rock Resort", ohne jeden Hinweis auf den zweiten Namen.
Viel ist darüber geschrieben worden, wieso Uluru eine so grosse Anziehung auf die Touristen ausübt. Ein Grund ist sicher, dass es "the rock" ist, die platonische Idee eines Felsens in der Wüste. Für mich sind die Erosionsspuren ein wichtiger Teil der Faszination: Uluru wird noch in der Wüste stehen, wenn wir lange verschwunden sind, aber in den Jahrmillionen schleifen Wind und Wetter auch ihn ab und lassen ihn verschwinden. Ein bisschen wie in dem Märchen mit dem grossen Berg und dem Vögelchen, das alle hundert Jahre seinen Schnabel daran wetzt: Eines Tages ist der Berg ganz abgetragen, und dann ist die erste Sekunde der Ewigkeit vorbei.

Uluru – der Wechsel der Farben bei Sonnenuntergang: von ocker...
...zu rot.

Uluru: Spuren der Erosion
Eine der glatten Wände von Uluru

Wasserstelle am Fusse von Uluru
Uluru: Sonnenaufgang
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