Montag, 9. Dezember 2013

Ned Kelly

Ned Kelly ist ein australischer Bushranger aus dem neunzehnten Jahrhundert, der die Leute hier auch heute noch beschäftigt. Einige sehen ihn als eine Art Robin Hood-Figur, andere betonen seine Verbrechen. Ned machte das ländliche Victoria, die Gegend nördlich von Melbourne unsicher. Die australischen Kleinstädte, auch in New South Wales und in South Australia, haben oft etwas Verschlafenes, die Zeit ist dort stehengeblieben – in den fünfziger Jahren, nur manchmal ist nicht klar, ob  1850  oder  1950. Manchmal hat es noch einen Bahnhof, wo schon lange keine Züge ankommen. Sonst nichts ausser einer Kirche und ein paar Pubs, wo die Leute darauf warten, dass etwas geschieht – und ein paar von ihnen wären nicht unglücklich, wenn ein neuer Ned Kelly in ihr Städchen reiten würde.
Ned war ein Pferde- und Viehdieb, manchmal hat man ihn und seine Gang wohl auch beschuldigt, obwohl sie nichts mit dem Verschwinden der Tiere zu tun hatten, später hat er auch ein paar Banken überfallen, je kleiner die Ortschaft, wo sie waren, desto besser. Umgebracht hat er bei den Überfällen niemanden, die Opfer kamen mit dem Schrecken (und mit erleichterten Kassen) davon.
Die Polizei war immer auf seinen Fersen, und die Polizisten haben sich dabei zum Teil mehr als ungeschickt angestellt und nicht gemerkt, dass die "Verfolgten" ganz in der Nähe waren und sie zum Teil in eine Falle lockten. Dabei kam es auch zu Schiessereien mit Todesopfern.
Ned bastelte sich eine Rüstung mit Helm, die seinen Kopf und Körper schützte. Bei der grossen Schiesserei am Schluss seiner "Karriere", mit anschliessendem Hotelbrand, nützte ihm seine Rüstung aber nur teilweise, sie verhinderte, dass er tödlich getroffen wurde, die Treffer in Arme und Beine führten aber schliesslich dazu, dass er kampfunfähig gefangen genommen wurde. Man transportierte ihn nach Melbourne, wo er durch den Strang hingerichtet wurde.
In der Nationalgalerie in Canberra befindet sich die Ned Kelly-Serie, gemalt vom australischen Maler Sydney Nolan. Anhand dieser in einem naiven Stil gemalten Bilder ist es leicht, die ganze Geschichte zu rekonstruieren: Ned reitet in seiner berühmten Rüstung aus, die Polizisten, die in verfolgten, stürzende Pferde, der letzte Prozess. Viele australische Schulkinder besuchen diesen Teil der Galerie (der Eintritt ist gratis für alle), und es ist erstaunlich, wie viel sie wissen über Ned Kelly: seine Wortwechsel mit dem Richter, seine letzten Worte vor der Hinrichtung ("Such is life").






























Einer dieser Bahnhöfe, wo der Zug schon lange nicht mehr durchkommt































Pub / Laden / Hotel irgendwo im Nirgendwo (es handelt sich zwar um ein Bild aus Südaustralien, aber es könnte ebenso gut eine Aufnahme aus Victoria / New South Wales sein)

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