Dienstag, 22. Oktober 2013

Buschbrände

In den letzten Tagen hat das Feuer in der Umgebung von Sydney gewütet.
Eindrücklich zum Beispiel am Donnerstagabend: der halbe Himmel war schwarz wie vor einem Gewitter, und die Sonne war nur noch als glutroter Ball zu sehen. Und der Rauchgeruch verdrängt im Moment die Düfte der blühenden Frühlingsbäume (die Jacarandas mit ihrem Lila-Blütenschaum und andere Sträucher und Bäume in den verschiedensten Farben dominieren jetzt im Oktober das Bild der suburbs).
Wenn man Sydney verlässt, zum Beispiel auf der Fahrt nach Canberra oder ins Hunter Valley im Norden, bleiben die Vororte zurück und der landwirtschaftliche Teil, und schnell ist links und rechts nur bush zu sehen. Kein rechter Wald, eher so ähnlich wie die Macchia im Süden Europas, zum Teil genauso undurchdringlich. Die ersten weissen Besiedler brauchten zum Beispiel jahrelang, um einen Weg zu finden durch die Blue Mountains im Westen von Sydney mit ihren weglosen Schluchten. Auch auf den anderen Seiten ist die Grossstadt Sydney von bush umgeben: Kuring-gai im Norden, der grosse Nationalpark im Süden. Und nur im Osten ist Meer. Sogar in Sydney selbst, mit seinen vier Millionen Einwohnern (auf einer Fläche, die einem Viertel der Schweiz entspricht) finden sich bush-Oasen: die perfekte Stadt für bushwalker. Vorletzten Freitag bin ich zum Beispiel von Chatswood in Richtung Süden nach Gladesville gewandert, dem Lane Cove River entlang (der Weg würde weiterführen bis zum Hafen). Stellenweise vergass ich, dass ich mitten in der Grossstadt war.
Ein grosser Vorteil, das viele Grün, aber nach einem trockenen Winter und bei viel zu warmen Frühlingstemperaturen (über dreissig Grad) und bei stürmischen Winden auch ein Nachteil: ein Funken genügt, eine weggeworfene Zigarette, und Hektaren um Hektaren brennen. Das Feuer springt dann auch über Strassen und Häuser fallen ihm ebenfalls zum Opfer. In den Zeitungen die Diskussionen: wurde zu nahe am bush gebaut? Oder zu billig, mit gewissem Aufwand wäre es offenbar möglich, so zu bauen, dass die Häuser dem Feuer länger widerstehen? Genügen die Löschfahrzeuge und Helikopter oder hat man da am falschen Ort gespart?
In Kakadu, im Nationalpark im Norden Australiens, den ich im Oktober besuchte, folgt man der jahrtausendalten Technik der Aborigines mit ihren controlled fires. Beim Eindunkeln sahen wir die Feuerstrassen, die sich die Hügel emporschlängelten. Dabei werden genaue Regeln befolgt: kein Feuer, wenn der Wind zu stark ist, Schneisen, die verhindern, dass die Brände ausser Kontolle geraten. Alles nach dem Motto: Lieber viele kleine Brände als ein grosser. Die Folge: kaum Unterholz in den Parkwäldern. Die grossen Bäume sind feuerfest. Zum Teil brauchen die Pflanzen sogar das Feuer, damit ihre Samen überhaupt keimen können.
Hier im Südosten brennen gerade die grössten Bäume am besten. Dennoch versucht man in den letzten Jahren, mit kontrollierten Bränden die verheerenden Grossfeuer zu vermeiden. Es fehlt noch die Erfahrung, und in Einzelfällen hat man die Kontrolle über einen gelegten Brand verloren.

Heute hat es ein bisschen genieselt, das hilft, das Feuer einzudämmen, aber was es jetzt brauchen würde, sind ein paar Regentage.

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