Freitag, 31. Mai 2013

Kannitverstan

Die Anekdote geht ja bekanntlich so: als die ersten Siedler ankamen in Australien, sahen sie dieses seltsame Tier, das da herumhuepft, und sie fragten die Aborigines, wie es heisst. "Kaenguruh", war die Antwort, aber das ist offenbar nicht der Name des Tieres, sondern bedeutet "Ich verstehe nicht".
Hier unten geht es mir oft aehnlich: zum Beispiel wenn ich die neuen Kolleginnen und Kollegen fragte, was sie unterrichten, antworteten einige mit TAS. Das ist doch die Abkuerzung fuer Tasmanien, ein Fach nur fuer die Geographie und Geschichte der Insel an der Suedspitze? Und wo bleibt dann NSW fuer New South Wales, das waere hier in Sydney doch wichtiger? TAS ist ein Fach mit textilem Werken, Arbeiten mit Holz und Kochen.
CLAS habe ich noch nicht geknackt, es gibt dauernd meetings zu diesem Thema, ich dachte am Anfang, es hat etwas mit class zu tun (in class bedeutet hier waehrend dem Unterricht, Klassen gibt es ja nicht) und ich sollte teilnehmen, aber offenbar ist es etwas, was mich nicht betrifft.
Scope and sequence / syllabus / curriculum, das durchschaue ich auch noch nicht wirklich, bei uns ist das alles der Lehrplan.
Manchmal fehlt mir eine scharfe Machete in diesem Abkuerzungsdschungel oder ein Schredder, um die groessten Papiertiger zu beseitigen...
Am Gymnasium Oberwil gab es, als ich dort zu unterrichten begann, ein "Kleines Abkuerzungs-ABC" (ich weiss nicht, ob immer noch eine Neuauflage davon erhaeltlich ist), dort konnte ich nachschlagen, wenn ich den GBL (Verein der basellandschaftlichen Gymnasiallehrerinnen und -lehrer) wieder mit den Knock-out-tropfen GBL verwechselte.

Donnerstag, 30. Mai 2013

Wale

Jetzt hatten wir zwei Tage Nebel, so dick, dass man das Opernhaus zum erstenmal nicht mehr sah von der Harbour bridge.

Am Sonntag habe ich mich spontan fuer eine Whalewatching-Tour entschieden, das Wetter war strahlend und die Migrationssaison hat gerade angefangen. Ich weiss ja nicht, wie die anderen Leute es schaffen, Bilder zu schiessen mit ihrer Kamera, die See war kabbelig und ich musste mich mit beiden Haenden festhalten, sonst waere ich vom Boot gefallen. Ein paar Crewmitglieder haben Aufnahmen gemacht, sie sind seefester und ihre Kameras haben den besseren Zoom als meine. Ich hoffe, ich ueberwinde die technischen Huerden und kann ein paar davon anhaengen.
Die Wale sind hier ja wirklich fast vor der Haustuer, wir haben die grosse Hafenbucht von Sydney verlassen und schon haben wir sie gesehen, etwa drei Kilometer vor der Kueste. Sie wandern jetzt vom antarktischen Meer nach Queensland. Es sind humpbacks (Buckelwale), offenbar die verspieltesten unter den grossen Walen. Ihre breaches (Spruenge aus dem Wasser) haben sie nur weit weg gemacht, das Boot faehrt dann naeher und man kann sie beim Schwimmen beobachten. Sie spritzen ihre Fontaenen aus dem Blasloch und nach einer Weile machen sie den Tailflip und tauchen ab fuer ein paar Minuten.
Fuer das Whalewatching gibt es strenge Regeln, die Boote muessen mindestens zweihundert Meter Abstand haben von den Walen, und der Kapitaen sollte versuchen, nicht auf Kollisionskurs zu steuern und ihnen nicht den Weg abzuschneiden. Das ist manchmal schwierig, denn man weiss nie genau, wo sie wieder auftauchen.










Mittwoch, 29. Mai 2013

Blog mit Verzoegerung



Liebe Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen


Nach den ueblichen Einstiegsschwierigkeiten (die Schweizer Austauschorganisation hatte uns vorgewarnt) beginne ich, mich hier in Australien einzuleben. Und zwischendurch finde ich hoffentlich in den naechsten Wochen und Monaten auch Zeit fuer kurze Berichte aus der Ferne. Mit dem Bildmaterial hapert es im Moment noch und die Umlaute haben den weiten Weg auf die andere Seite der Welt noch nicht geschafft.

Mein Tagesablauf: ich pendle von Brighton-le-sands, einem Vorort am Strand im Sueden von Sydney,  mit der Metro nach Chatswood im Norden, wo die High school ist. Dabei ueberquere ich zweimal am Tag die harbour bridge und sehe die Hafenbucht und das Opernhaus. Sind es kopulierende Schildkroeten, wie die Einheimischen behaupten, oder Haifischflossen, wie ich am Anfang immer dachte? The truth lies in the eye of the beholder, aber jetzt, in entspannterer Stimmung, sehe ich Segel.
Und der Blick auf die Hafenbucht und die Skyline ist immer wieder ueberraschend, bei Sonnenaufgang und am Abend, bei Wolken und Regen und bei blauem Himmel. Nur Nebel habe ich hier unten noch nie erlebt.

Ich unterrichte year7 bis year12. Gerade die juengeren sind zum Teil noch herrlich naiv. Sie haben mich gefragt, ob in der Schweiz die Leute gleich gross sind wie in Australien. Im Scherz habe ich geantwortet: Nein, dort bin ich ein Zwerg, und ein paar haben es geglaubt.